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Malapascua – Shark diving auf den Philippinen

„Malapascua Island“ ist der Hotspot für „shark diving“ mit dem „Thresher shark/Fuchshai“ auf den Philippinen. Ein Reisebericht mit Tipps und Infos.
Matthias Heine
14/08/2019 13:30

Malapascua Island

Malapascua Island gehört zu den Philippinen und liegt etwa 8 Kilometer nordöstlich der Insel Cebu. Die Anreise erfolgt über den Flughafen Cebu und anschließend mit Bus und Bangka. Den Transfer kann man direkt über die Resorts auf Malapascua buchen. Häufig sind Tauchbasen an die Resorts angeschlossen. Highlight ist die Begegnung mit dem Fuchshai, auch Thresher shark genannt.

Eine Seefahrt, die ist „lustig“

Noch im Dunkeln hatte unser Bangka Malapascua verlassen. Glücklicherweise bin ich Frühaufsteher, der im Urlaub gerne mit einer frischen Tasse Kaffee in der Hand den Sonnenaufgang bewundert. Der hatte aber noch nicht stattgefunden, mein Körper signalisierte mir, dass es noch mitten in der Nacht war und meine Frage nach einem Kaffee wurde mit einem verständnislosen Kopfschütteln beantwortet. Super! Ich kauerte mich wieder auf meine unbequeme Holzbank und fragte mich, warum ich diese Ausfahrt gebucht hatte. Meine Gedanken wurden von einem fiesen Bauchgrummeln unterbrochen. Da war ja was. Letzten Abend hatte ich mir an einem mobilen Stand einen halben Meter Hotdog gegönnt. Diese Supersize Größen mussten wohl noch aus der amerikanischen Kolonialzeit stammen. Ich sehnte mich nach sanitärem Luxus. Und da erinnerte ich mich auch wieder, warum ich Bangkas nicht mochte. Ja, sie haben Toiletten, nach oben offen und so niedrig, dass man als durchschnittlich großer Mitteleuropäer mindestens mit dem Kopf herausschaut und sich beim Geschäft bequem mit den anderen Passagieren weiter unterhalten könnte. Ich verkniff es mir vorerst.

Ich hatte mich auf den Philippinen vom ersten Tag an wohl gefühlt. Die Leute waren wahnsinnig nett und hilfsbereit und dank ihrer guten Englischkenntnisse kam man schnell ins Gespräch. Und gerade mit den Guides konnte man sich gut auch abseits des Business unterhalten. Nicht so mit „Joe“, unserem heutigen Guide. Wortlos hatte er das Boot betreten, uns nicht begrüßt, so dass ich ihn anfänglich für ein Mitglied der Bootsbesatzung hielt und auch im weiteren Verlauf des Tages wurde mein Eindruck erstmal nicht besser. Meiner Vorfreude auf den Thresher Shark tat das keinen Abbruch.

Der Thresher Shark auf Deutsch Fuchshai

Der Thresher Shark bevölkert mit 3 Unterarten große Teile der küstennahen Weltmeere bis zu einer Tiefe von 500 Metern. Seine Hauptnahrung sind Schwarmfische, wie Makrelen und Sardinen. Auf der Jagd kreist er die Schwärme ein, um mit kräftigen Flossenschlägen einzelne Tier zu Töten oder zu Betäuben und dann zu fressen.

Monad Shoal – der „gemeine“ Fuchshai

Unser Boot erreichte Monad Shoal. Bei Garantien werde ich immer skeptisch. Hier gab es Fuchshai Garantie. Das hatte sich scheinbar herumgesprochen, denn trotz unseres unsäglich frühen Starts ankerten bereits 20 andere Bangkas und erbrachen Unmengen von Tauchern ins Wasser. Am frühen Morgen suchten die Fuchshaie hier Putzerstationen auf. Also nichts wie ins Wasser. Unsere Gruppe bestand neben Joe aus einem australischen Pärchen, einer Österreicherin, zwei Deutschen und mir. Monad Shoal ist eine unter Wasser liegende Insel mit einer Ausdehnung von etwa 1,5 Kilometern. Das Dach liegt auf etwa 18 m und fällt dann auf mehrere hundert Meter ab.

Joe machte einen soliden Job, nur Fuchshaie gab es keine. Daher wohl auch der Name „gemeiner“ Fuchshai. Dennoch begann meine Stimmung zu steigen. Tauchen ist ein Natursport und die Natur macht nun mal, was sie will. Und was sie uns hier bot, war ein bezaubernder Tauchspot mit wahnsinnigen Sichtweiten. Glücklicherweise dachten meine Mittaucher ähnlich. Angeregt unterhielten wir uns über den gerade absolvierten Tauchgang. Natürlich war es schade, dass wir keinen Fuchshai gesehen hatten, ein toller Tauchgang war es trotzdem. Joe blieb weiterhin auf Abstand und wirkte noch verkniffener als vor dem Tauchgang.

Makrotauchen – Seepferdchen sind auch was Schönes

Wir wechselten den Ankerplatz und absolvierten unseren zweiten Tauchgang. Unsere Tauchgruppe agierte mittlerweile wie ein eingespieltes Team. Helena, unsere Österreicherin hatte eine Zeit lang als Guide in Thailand gearbeitet. Sie war eine routinierte, ruhige Taucherin mit einem wahnsinnig guten Auge für Details. Das gefiel vor allem unserem australischen Pärchen, die sich angewöhnt hatten, ihre Kamera in Anschlag zu bringen, sobald Helena in eine Richtung wies. Anfänglich reagierte Joe genervt, angesichts unserer häufigen Stopps. Aber mit der Zeit schien es ihm zu gefallen, dass wir ihm nicht nur wie eine Herde Schafe hinterher tauchten. Vielmehr wurde sein Ehrgeiz geweckt. Wirkte es beim ersten Tauchgang noch so, als wollte er den Job so schnell, wie möglich, beenden, verwandelte er sich plötzlich in einen Makro Experten. Seepferdchen, Nacktschnecken, Angler- und Fetzenfische, wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus und zum ersten Mal an diesem Tag lächelte auch Joe.

An Bord hatte die Crew mittlerweile ein Mittagessen gezaubert. Ich bin immer wieder begeistert, was die Jungs auf engsten Raum so zubereiten. Es gab frischen Fisch, Reis, Obst und zum Abschluss für jeden eine Kokosnuss. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich ein alter Ossi bin, aber so eine Kokosnuss schlürfen, ist für mich immer noch der Inbegriff von Urlaub. Da kann kein Cocktail gegen anstinken. Naja vielleicht ein extrem guter Gin Tonic, aber der ist auf den Philippinen eher selten zu bekommen.

Unser Boot legte ab und von Joe mal wieder keine Spur. Freunde werden wir wohl nicht mehr. Da sah ich, wie er mit dem Captain diskutierte. Nach minutenlangem Palaver war er scheinbar zufrieden. Das Boot änderte leicht den Kurs und Joe nickte mir kurz zu. Hatte er gerade gelächelt?

Thresher shark!

Nach einer 45 minütigen Fahrt stoppte das Boot. Weit und breit nichts, außer einer roten Boje zu sehen. Dort machte das Boot fest. Wir waren alleine. Über den Köpfen unserer Tauchgruppe war ein großes Fragezeichen zu erkennen. Plötzlich stand Joe vor uns. „Habt Ihr alle schon mal einen Blauwasserabstieg gemacht?“ fragte er. Zögerlich nickten wir. Das erste Briefing des Tages folgte. Das wir zusammen bleiben sollen, immer darauf achten, was er macht, keine hektischen Bewegungen, ruhig atmen etc. Zugegebenermaßen waren manche von uns etwas verunsichert. Was man hier sehen könnte, davon sprach er nicht. Aber ich mag solche Tauchgänge. Einfach mal abschalten, frei schweben, das monotone Geräusch unserer Atemregler und warten was Mutter Natur so für uns bereithält.

Wir ließen uns nacheinander ins Wasser fallen, Joe gab das Abtauchsignal und unter uns öffnete sich das unendliche Blau des Meeres. Wahnsinn! Wie klein wir doch erscheinen mussten in diesem riesigen Ozean. Unsere Tauchgruppe hatte sich formiert und folgte unserem Guide. Was würde uns erwarten? Die ersten Minuten nichts. Ein Blick in die Gesichter meiner Tauchpartner zeigte mir, dass das aber niemanden zu stören schien. Plötzlich kam eine riesige Wolke auf uns zu. Joe verlangsamte das Tempo und hielt Ausschau. Die Wolke kam näher. Auf uns bewegte sich der größte Fischschwarm zu, den ich jemals gesehen hatte. Ich war viel zu geflasht, als das ich auch nur ansatzweise eine Größenschätzung hätte vornehmen können. Helena filmte mit ihrer GoPro und unsere Australier schossen fleißig Fotos. Dann explodierte förmlich der Schwarm, ging auseinander, wieder zusammen und verwandelte sich in einen riesigen Wirbel. Ohne Signal stoppte die gesamte Gruppe. Joe hob die Hand, starrte konzentriert nach vorn, während plötzlich etwas an uns vorbeischoss. Ein Hai. Ich hörte das laute „Uuh“ unserer australischen Taucherin, die kurz zurückschreckte, sich aber direkt wieder beruhigte und in die Formation zurückkehrte. Joe richtete sich auf und wir taten es ihm gleich. Vor uns schwamm ein ca. 6 Meter langer Hai mit einer riesigen Schwanzflosse. Ein Fuchshai! Als er den Schwarm erreicht hatte, machte er urplötzlich eine Art kraftvollen Salto und schlug mit seiner Schwanzflosse in den auseinanderstiebenden Schwarm. Er hatte 3 bis 4 Fische erwischt, die betäubt absanken und von ihm eingesammelt wurden.

War das gerade wirklich passiert? Fassungslos erstarrt, blickten wir auf das Spektakel, welches sich vor unseren Augen darbot. Der Hai nahm einen neuen Anlauf. Wie ein auf Anschlag gespannter Bogen schnellte die Schwanzflosse nach vorn und erwischte wieder einige Fische. Und das in einem Abstand von vielleicht 15 Metern von uns. Kurzzeitig wirkte Joe etwas verunsichert und checkte die Gruppe. Auch wenn der Hai überhaupt kein Interesse an uns hatte, waren seine schiere Größe und Kraft ein Problem, falls wir zwischen ihn und den Schwarm geraten sollten. Das Spektakel wiederholte sich noch zwei Mal, bevor der Schwarm und der Jäger langsam aus unserem Blickfeld verschwanden. Joe blickte in völlig fassungslose Gesichter. Erst seine zweite Aufforderung den Flaschenstand anzuzeigen, leisteten wir Folge. Einer unserer deutschen Buddies zeigte erschrocken Reserve an. Konnte das möglich sein? Tatsächlich waren wir seit beinahe 45 Minuten unter Wasser und zugegebenermaßen hatten wir alle verpennt, halbe Luft anzuzeigen. Nun war es Zeit, den Tauchgang zu beenden. Joe setzte seine Boje und erst leise, dann immer lauter werdend vernahmen wir einen Schiffsmotor. Nach Beendigung unseres Sicherheitsstopps tauchten wir an unserem Bangka auf. An Bord fiel mir Joe freudestrahlend um den Hals. Wir schauten uns an und konnten unsere Gedanken lesen. Hatten wir das wirklich erlebt?

Fuchshai Tauchen versus nachhaltiger Tourismus?

Auf meine Frage, wie denn der Tauchplatz hieß, grinste Joe und sagte: „No Name“. Wir hatten verstanden und so steht jetzt in 6 Logbüchern unter Tauchplatz „No Name“. Die gesamte Rückfahrt hörte Joe nicht mehr auf zu reden. Er war einfach genervt vom übertriebenen Fuchshaitourismus und Tauchern, die keinen Respekt vor der Natur haben. Gerade mit Europäern hatte er in der Vergangenheit häufiger schlechte Erfahrungen gemacht, was seine anfängliche Distanziertheit erklärte. Mir gefiel seine Einstellung und ich lud ihn abends auf ein Bier ein.

Er berichtete mir von der Zwickmühle, in der er sich befand. Auf der einen Seite Part einer teilweise nur auf Geld ausgerichteten Tauchindustrie zu sein und sich andererseits für den Erhalt seiner heimischen Unterwasserwelt zu engagieren. Ich lag die halbe Nacht wach und musste über das Nachdenken, was mir Joe berichtet hatte. Wie kann man Tourismus und Nachhaltigkeit miteinander verbinden?

Glücklicherweise interessieren sich immer mehr Taucher für die negativen Seiten ihrer Leidenschaft und machen sich für nachhaltigen Tourismus stark.

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Geschrieben von
Matthias Heine
Archäologe, Forschungstaucher, Tauchlehrer
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